Zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt ist in den USA ein Todeskandidat durch ein Erschießungskommando hingerichtet worden. Fünf Scharfschützen hätten das Todesurteil gegen den verurteilten Mörder Ronnie Lee Gardner vollstreckt, teilte die Strafvollzugsbehörde des Bundesstaates Utah mit. Alle Anträge zur Aufschiebung der Hinrichtung des Verurteilten waren wenige Stunden zuvor abgelehnt worden
Der 49-Jährige wurde nach Angaben der Gefängnisbehörde in einem hellerleuchteten Raum an einen Stuhl gefesselt und hatte eine schwarze Kapuze auf. Die Scharfschützen feuerten mit Winchester-Gewehren auf eine kleine Markierung, die auf dem Herz des Verurteilten platziert worden war.
Gardner hatte es abgelehnt, vor der Hinrichtung noch letzte Worte zu sprechen. Nach Angaben des Leiters der Strafvollzugsbehörde, Thomas Patterson, wurde sein Tod nach zwei Minuten festgestellt. Mit Blick auf die Methode des Erschießens sagte Patterson: "Das ist eine ungewöhnliche Aufgabe, aber sie wurde professionell ausgeführt."
Seit Wiedereinführung der Todesstrafe 1976 wurden in den USA 1041 Verurteilte durch die Spritze getötet, wie das von Gegnern der Todesstrafe getragene Death Penalty Information Center dokumentierte. 157 starben auf dem elektrischen Stuhl, elf durch Gas, drei durch Erhängen und nur zwei durch Erschießen - beide im Bundesstaat Utah. 2009 wurden insgesamt 52 Menschen in den USA hingerichtet.
Gardner, der 1985 bei einem Fluchtversuch im Gericht den Rechtsanwalt Michael Burdell erschossen hatte und dafür zum Tode verurteilt worden war, hatte als einer der letzten Gefangenen in den USA überhaupt die Wahl zwischen Hängen und Erschießen. Im Jahr 2004 schaffte Utah die Hinrichtung per Erschießungskommando - wie alle anderen US-Bundesstaaten auch - ab.
Das Gesetz galt aber nicht rückwirkend für Gardner, der schon zuvor zu Protokoll gegeben hatte, durch Feuerwaffen sterben zu wollen. Gardner hatte sich ausdrücklich dafür entschieden, erschossen zu werden, und damit die Debatte über die Todesstrafe erneut angeheizt. Motive für diesen Wunsch nannte er vor Gericht nicht.
Die Angehörigen von Burdell hatten zuvor erklärt, sie seien gegen die Exekution von Gardner: "Michael war eine zarte Seele. Und er liebte Menschen und er liebte das Leben", sagte seine ehemalige Verlobte, Donna Nu, dem Fernsehsender CNN.