Noch weint Polen um die Toten von Smolensk und ist starr vor Trauer. Doch es mehren sich die kritischen Fragen nach der Ursache - und der Rolle des toten Präsidenten Lech Kaczynski. Was geschah in den Minuten vor dem Absturz an Bord der Unglücksmaschine?

Lech Kaczynski FLugzeug Absturz Smolensk, dpa

Polen trauert um Präsident Lech Kaczynski. Die Ursachen des Flugzeugabsturz werden die Medien noch länger beschäftigen. Foto: dpa

Man redet nicht schlecht über Verstorbene, zweifelt an ihnen, noch bevor sie beerdigt worden sind.

Noch ist Polen starr vor Trauer um seinen toten Präsidenten, weint um die Toten von Smolensk und versucht, die Tragweite dieses Unglücks zu erfassen. Doch es mehren sich die kritischen Fragen nach der Ursache, danach, warum der Pilot die riskante Landung trotz Warnungen wagte.

Noch halten sich die polnischen Medien mit Spekulationen zurück, ob Lech Kaczynski eventuell eine Mitschuld an dem tragischen Unglück vom 10. April zukommt - nicht so die Bild-Zeitung, die am Montag nach dem Unglück titelt: "Zwang Polens Präsident den Piloten zur gefährlichen Landung im Nebel?"

Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Kaczynski einen Piloten unter Druck gesetzt hat. Vor zwei Jahren, während des Georgienkonflikts, geriet der Präsident mit einem Flugkapitän aneinander, der sich aus Sicherheitsgründen weigerte, in Tiflis zu landen. Wer sich entscheide, Offizier zu sein, sollte kein ängstlicher Mensch sein, soll sich Kaczynski damals beschwert haben.

Äußerst schlechte Sicht

Klar ist, dass der Pilot der am Samstag verunglückten Tupolew äußerst schlechte Sicht hatte. Über Smolensk lag dichter Nebel, die Sicht am Boden betrug nach Aussagen von Zeugen höchstens 500 Meter. Ein anderer Pilot, der zu der Zeit mit seiner Maschine am Boden stand, sagte laut Berichten polnischer Medien, er habe nicht einmal ein Drittel der 1600 Meter langen Start- und Landebahn überblicken können.

Dreimal kreiste das Flugzeug der polnischen Delegation über dem Flughafen, dann setzte der Pilot zur Landung an - obwohl die russischen Flughafenbehörden ihm nach eigener Darstellung davon abgeraten haben.

"Wir haben den polnischen Piloten noch 50 Kilometer vor Smolensk davor gewarnt, auf dem Flughafen zu landen", beteuerte der stellvertretende Stabschef der russischen Luftstreitkräfte laut einem Bericht in Polens größter Tageszeitung Gazeta Wyborcza. Die Crew sei informiert worden, dass der Nebel tief hing und die Sicherheitsgrenze von 70 Meter unterschritt; die russischen Behörden hätten diese Warnung mehrmals wiederholt.

Beim Versuch, auf dem kleinen Militärflughafen zu landen, lief bis zu einer Höhe von 100 Metern alles glatt - da war das Flugzeug noch etwa anderthalb Kilometer von der Landebahn entfernt. Doch den Kontrolleuren am Flughafen fiel auf, dass die Maschine zu tief flog, sie empfahlen dem Piloten erneut, einen anderen Flughafen anzusteuern.

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